Der harte Weg aus dem Kulturbanausentum

Dass Kunst und Kultur einen ganz schön auf Trapp halten können hab ich an dieser Stelle ja erst kürzlich deponiert. Natürlich geht es dabei aber nicht nur um die rein physischen Strapazen des hin und her Tändelns zwischen den Veranstaltungsorten, sondern viel öfter um die Anstrengung sich mit bisher unbekanntem auseinanderzusetzen und auch mal Dingen eine Chance einzuräumen die einem weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick reizvoll erscheinen. Eine Frage des inneren Schweinehundes würde Willi Dungl, Gott hab ihn selig, vielleicht sagen. Ein solches oder ähnliches Gefühl beschlich mich zumindest neulich nach einem gedankenverlorenen Schmökern durch das Programm des Musikfestivals Jeunesse. „In Trance. Musik im Rausche der Sinne“ ist dessen diesjähriger Titel und verspricht „die Magie von Musik und ihre verwandelnde Kraft in den Mittelpunkt zu stellen.“, während parallel zur musischen Darbietung der bildende Künstler Josef Trattner die Veranstaltungsräumlichkeiten gestaltet. Als für derartige Esoterik nur mäßig empfänglich sah ich mich tagträumend bereits auf einem von Trattners bekannten Schaumstoffkuben rastlos eine bequeme Position suchend und sich zeitgleich einen Pulk persischer Bettelmönche daran versuchend sich selbst und die anwesenden BesucherInnen in transzendentale Bewusstseinszustände zu gurgeln. Man sieht: Kultur macht’s einem nicht immer einfach aber das soll sie auch gar nicht. Denn erstens gibt es Leute denen taugt so was ohnehin (der MQ-Man muss ja nicht überall aufkreuzen) und zweitens soll man sich selbst durchaus mal fordern. Und wenn man von etwas gar keine Ahnung hat, so wie ich in diesem Fall, sind derartige Tagträumerein eine nur mäßig verlässliche Informationsquelle. Derzeit versuche ich mich zumindest wieder mit Hilfe des Faktors „skurriles must see“ zu einem Besuch zu motivieren. Natürlich kein hehreres Motiv, aber im Moment fehlt mir schlicht jeder weitere Bezug zu Extrembratschistinnen und samischen Joikern. Es muss also reichen, und wer weiß vielleicht wird das doch noch was mit mir und den Bettelmönchen.
Das Jeunesse-Festival findet von 5. bis 11. Oktober im Odeon in Wien statt. Details sind zu Programm und Tickets sind zu finden unter: http://www.jeunesse.at/
mqman - 4. Okt, 04:33

Als Kunst- und Kulturinteressierte/r kommt man dieser Tage wohl kaum zum Durchatmen. Offensichtlich sind die Veranstalter- und KuratorInnen allerorts heil aus der Sommerfrische zurückgekehrt und können es nun kaum erwarten ihre zusammengetragenen, textilen Erwerbungen aus den globalen Modemetropolen eifrig zur schau zu tragen. Wo man hin sieht kreuchen und fleuchen die Kulturinnitiativen. Seit 21.9. scheucht einen das Programm der ersten Biennale in Wien quer durch die Stadt von Meidling bis Transdanubien. Nach Tirana schien es Mario Grubisic von der Akademie der Bildenden Künste wohl, dass auch Wien ein derartiges Festival gut zu Gesicht stehen würde. Und tatsächlich ist es durchaus spannend, dass man bei dieser Gelegenheit nicht nur nette Vernissagen unter die Nase gerieben bekommt, sondern einen der Ausflug in bisher gänzlich ignorierte Teile der Stadt irgendwie auch empfänglich für neue Dinge macht. Ungeschickter Weise, aber wahrscheinlich doch völlig beabsichtigt wurde die Viennabiennale allerdings zeitgleich mit dem Steirischen Herbst angesetzt. Der wiederum aber ist Dank neuer Intendantin Veronica Kaup-Hasler und trotz oder gerade wegen finanzieller Turbulenzen rotz-frech geraten und muss sich vor dieser „Pöbelei“ aus Wien gar nicht schrecken lassen. Ja und ganz nebenbei pirscht sich auch die Viennale bereits an. Um die bevorstehenden Sitzeinheiten gut und krampfadernfrei zu überstehen empfehle ich ab morgen Früh eine tägliche 15-minütige Gymnastikeinheit aus Knie-und Rumpfbeugen so wie Frosch- und Hampelmannsprüngen. Außerdem fordere ich die Viennale-Leitung dazu auf jedem Programm ein gratis Paar Stütz- und Kompressionsstrümpfe beizulegen, im Flex gibt’s ja auch gratis Ohrenstöpsel. Auf jeden Fall nicht vergessen: Am Samstag beginnt bereits der Vorverkauf für dieses herzallerliebste Filmfestival, und diejenigen unter euch die sich noch keine Homepage zur Vorspiegelung einer journalistischen Tätigkeit eingerichtet haben sollten schleunigst schauen sich Karten zu sichern. 





